Interview: Renate Kewenig von Finanzverstand

Guanshe Renate Kewenig

Liebe Renate, du verfügst über eine langjährige Erfahrung als Fondsspezialistin und hast 2016 Finanzverstand gegründet. Erzähle den Lesern doch bitte, was sich genau hinter Finanzverstand verbirgt und was du anbietest. 

Nach einem langen Beraterinnenleben im eigenen Unternehmen konzentriere ich mich jetzt auf Finanzbildung, einer großen Wissenslücke in unserer Gesellschaft. Das Verstehen von Geldthemen und Wirtschaftszusammenhängen ist elementar. Eigenes Wissen ist der beste Anleger*innenschutz! Die Schulen fangen an mit dem Thema, aber was machen alle die, die aus dem Bildungssystem raus sind? Meine finanzfit®-Seminare bieten verständliche Infos, praktische Übungen und Erfahrungsaustausch. Grundkenntnisse sind für die Basisseminare nicht erforderlich.

Zwar ist es noch neu im Markt, für Geldwissen zu bezahlen, aber da es keine versteckten Kosten oder Produktverkauf gibt, kostet die unabhängige Dienstleistung. Wer dort war, sieht aber auch den Mehrwert!

Du kooperierst auch mit Unternehmen aus der Finanzbranche – ist das in Bezug auf die Unabhängigkeit nicht ein Widerspruch? 

Ich sage immer etwas scherzhaft, in dem Moment, wo mich eine Sparkasse als Referentin einlädt, ist sie mutig! In den 25 Jahren im Finanzbereich weiß ich nicht nur, wie Kunden ticken, sondern auch, wie die Branche tickt. Tipps zur Fehlervermeidung gehören zum Seminar….Ich möchte, dass Anleger*innen informiert zur Beratung gehen, sofern sie ihre Anlagen nicht selbst umsetzen. Und das kommt für viele nicht in Frage. 

Sehr viele Frauen überlassen in der Beziehung ihrem Partner das Thema Finanzen und möchten sich gar nicht erst damit beschäftigen.

Doch gerade für Frauen, die dann noch Elternzeit nehmen und/oder in Teilzeit arbeiten und somit nicht viel für die spätere Rente ansparen, ist es um so wichtiger, sich um eine Altersvorsorge zu kümmern.

Wie kann man deiner Ansicht nach diese Frauen ermutigen, dass sie doch einmal anfangen, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen? 

Frauen und Männer sind auch im Umgang mit Geld unterschiedlich. Diese andere Sicht positiv zu betrachten ist eines meiner Anliegen. Wir müssen nicht die besseren Männer sein, aber uns auch den Fragen stellen und Verantwortung übernehmen. Es ist wie mit allen Dingen, wenn ich mich auskenne, ist es nicht mehr schwer. Gerade Frauen müssen alle Möglichkeiten nutzen, ihre finanzielle Basis zu stärken. 

Mehr Informationen über Renate Kewenig findest du auch bei geldfreundinnen www.geldfreundinnen.de

Finanzen sind gerade auch in einer Beziehung sehr wichtig, können aber auch oft ein Streitthema sein. Wie kann man deiner Ansicht nach offen mit diesem Thema umgehen? 

Am besten, indem ich weiß, wovon ich rede und die Dinge klar anspreche. Wenn es Phasen der Aufgabenteilung gibt zum Beispiel bei der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen muss ich die Konsequenzen kennen und mit meinem Partner klar kommunizieren. Meist sind es noch die Frauen, die diese gesellschaftlichen, ehrenamtlichen Tätigkeiten übernehmen. Dabei unbedingt Schuldzuweisungen vermeiden! Wir leben alle in einem bestimmten Rechtsrahmen, mit dem wir klarkommen müssen als Paar.

Was würdest du Frauen raten, die schon lange über ihre Finanzen nachgedacht haben und auch wissen, dass sie etwas tun müssen, aber immer noch nicht den ersten Schritt gemacht haben?

Keine Angst vor „großen Tieren“ – soll heißen, das Thema wird historisch gern in dieser Männerdomäne problematisiert. Klar, je schwieriger es scheint, umso mehr schrecke ich Konkurrenz ab und bin als Berater wichtig. So lange ich mich als Anleger*in nur um meine eignen Finanzen kümmern will, helfen schon ein paar wenige Grundregeln, um die gröbsten Fehler zu vermeiden. Also einfach anfangen! 

Manche Frauen, die aus Familien mit geringerem Einkommen sind, glauben vielleicht, dass Investieren und Finanzplanung nur etwas für reiche Leute ist – was kann man diesen sagen, so dass sie ihre Einstellung ändern?

Tatsächlich ist das ein wichtiger Punkt: Gerade wenn die finanziellen Voraussetzungen schwieriger sind muss ich alle Möglichkeiten nutzen – dazu muss ich sie aber erstmal kennen. Dann sitze ich vielleicht auch keinem Hochglanzprospekt auf, der mir ungefährliche hohe Renditen verspricht. Aber ein frühzeitiger Sparplan im Aktienbereich mit kleinen Beträgen, schon ab 25,–€ monatlich, macht Sinn! Schwankungen stören langfristig nicht und wenn mehr Geld da ist, kann ich das weiter entwickeln. Alles auf dem Konto herumliegen zu lassen ist jedenfalls keine Lösung.

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Gibt es irgendwelche Finanzprodukte, die du auf keinen Fall empfehlen würdest? Vor allem für Personen, die gerade erst mit der Geldanlage anfangen?

Nun, es kommt immer darauf an, wie die persönlichen Verhältnisse sind. Damit macht ein generelles „Verbot“ keinen Sinn. Menschen müssen sich vor allem selbst klar werden, was sie wollen, wie ihre Voraussetzungen sind, wie viel Zeit sie haben, welche Schwankung sie aushalten können usw. Klar ist es einfacher, sich blind auf einen Berater zu verlassen, aber die heutige Beratungsrealität verlangt Anleger*innen viel eigene Verantwortung ab. Da muss ich mir erstmal selbst Gedanken machen.

Gibt es abschließend noch etwas, das du Frauen in Bezug auf Finanzen als Ratschlag mit auf den Weg geben möchtest?

Es ist ein spannendes Thema, das uns alle betrifft. Jeden Tag sind wir als Konsument*innen und Kund*innen mit Wirtschaft befasst und mit etwas Durchblick macht es, finde ich, großen Spaß!

➤➤➤Weitere Infos über Renate Kewenig findet ihr auch auf ihrer Website http://finanz-verstand.de

Mehr Informationen über Renate Kewenig findest du auch bei geldfreundinnen www.geldfreundinnen.de

(Foto: Renate Kewenig/Privat)