Artikel: Gedanken zur beruflichen Selbstständigkeit

Gedanken Zur Beruflichen Selbstständigkeit Guanshe

Ihr habt vielleicht schon den Artikel von NinaO über ihre Gedanken zum Weg in die Selbstständigkeit gelesen. Ich habe diese Entscheidung schon 2011 getroffen und möchte auch davon erzählen, wie es bei mir war und wie ich die berufliche Selbstständigkeit heute empfinde.

Selbstständig zu sein, kann ein großes Privileg sein – wenn man es richtig angeht. Die Vorteile liegen zunächst einmal auf der Hand: Man kann seine Zeit flexibel einteilen, selbst entscheiden, an welchen Aufträgen man arbeiten möchte, und ist flexibel, was den Arbeitsort anbelangt. Zu den Nachteilen oder Dingen, die man in Kauf nehmen muss, zählen sicherlich eine gewisse Unsicherheit, ob man immer genug Aufträge/Einnahmen hat, und die Tatsache, dass man für alles selbst verantwortlich ist: Man ist IT-Administration, Buchhaltung, Geschäftsführung und Marketingabteilung in einer Person! Da kommt es auf eine gute Prioritätensetzung und Strukturierung an. Auch die oben genannte Flexibilität kann schnell zu einer vermeintlichen werden, wenn man sich aus finanziellen Gründen oder Gründen der Kundenpflege gezwungen sieht, weniger geliebte Aufträge anzunehmen oder auch mal zu ungewöhnlichen Zeiten zu arbeiten, weil einem sonst der eine lukrative Auftrag flöten geht. Das alles sollte einem bewusst sein, wenn man sich zum Schritt in die Selbstständigkeit entscheidet. Aber vielleicht hat man ja auch einfach die Nase vom Angestelltensein voll und nimmt die potenziell negativen Seiten der Selbstständigkeit gerne in Kauf.

Weitere Informationen und Tipps beim Weg in die Selbstständigkeit findest du auch im Leitfaden: Wechsel in die Selbstständigkeit: Ein Leitfaden für angehende Freiberufler und Gewerbetreibende in Deutschland.

Da ich 10 Jahre angestellt war, kenne ich beide Seiten gut und sehe in beiden Vorteile. Durch meine persönliche Lebenslage bot sich irgendwann der Schritt in die Selbstständigkeit an. Alles, was ich als Angestellte gelernt hatte, konnte ich in die Selbstständigkeit mitnehmen, wie z. B. der Umgang mit Kunden sowie Zeit- und Selbstmanagement. Und ich war froh, endlich nicht mehr fremdbestimmt zu sein und auch meine Zeitpläne selbst machen zu können (und bei Sonnenschein z. B. mal eine kurze Pause auf dem Balkon zu machen!). Natürlich vermisse auch ich manchmal meine Kollegen und mein monatliches Gehalt. Aber: Auch als Selbstständige hat man die Möglichkeit, Kontakte zu Kollegen aufzubauen und zu halten oder sogar mit anderen zusammenzuarbeiten, z. B. in einem Coworking Space. Das Einkommen wiederum kann man als Selbstständiger ja sogar zu einem gewissen Grad selbst bestimmen. Wie viel arbeitet man? Für welche Kunden? Auch die Marktpositionierung spielt eine Rolle. Was genau möchte man anbieten? Gibt es dafür einen Markt? Was macht die Konkurrenz? Und wiederum muss man sich fragen (und ausrechnen): Wie viel Einkommen brauche ich zum Leben? Gibt der Markt meine gewünschten Preise her?

Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit gibt es natürlich viele Dinge, um die man sich kümmern muss. Es gibt z. B. Förderungsmöglichkeiten für den Start, aber diese muss man erst beantragen und dafür ggf. einen Businessplan erstellen usw. Auch muss man wissen, welche Anschaffungen für den Start nötig sind und wie man an die ersten Kunden kommt. Dafür hilft es, Ansprechpartner zu haben, indem man sich z. B. bei erfahreneren Kollegen Hilfe holt (z. B. über Berufsverbände) oder sich (vor allem für die Beantragung von Förderungen) einen Gründungsberater sucht. In jedem Fall sei – in jeder Phase der Selbstständigkeit – der Austausch mit anderen Selbstständigen empfohlen, die ja meist alle vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Hierbei ist es günstig, wenn man in einem größeren Ort (oder zumindest in der Nähe eines solchen) wohnt. Gerade als Selbstständige ist man darauf angewiesen, gut „eingebunden“ zu sein (wenn man nicht gerade die Einsamkeit liebt). Es ist hilfreich, wenn es in der Nähe Stammtische, Coworking Spaces oder ähnliche Angebote gibt. Oder auch einfach nur Sport- oder Kulturangebote. Denn die viel beschworene Work-Life-Balance muss man auch als Selbstständiger für sich finden.

Nun, auch wenn sich manches hier Genannte kompliziert, herausfordernd oder wie böhmische Dörfer anhören mag: Vieles kann man lernen! Sei es Marketing, Selbst- und Zeitmanagement, Buchhaltung … Es gibt sehr viele Weiterbildungsmöglichkeiten, sei es als Webinar oder Seminar. Manches kann man wiederum delegieren (Stichwort Steuererklärung). Aber man muss das alles entscheiden und anpacken und eben viel mehr selbst die Initiative ergreifen und aktiv werden – eben selbst-ständig sein!

Foto: rawpixel/Pixabay

Weitere Informationen und Tipps beim Weg in die Selbstständigkeit findest du auch im Leitfaden: Wechsel in die Selbstständigkeit: Ein Leitfaden für angehende Freiberufler und Gewerbetreibende in Deutschland.