Interview: Dani Parthum – die Geldfrau

Geldfrau Guanshe

Du bist selbstständig und als „Geldfrau“ bekannt. Was genau steckt dahinter und was bietest du an?

Hinter der Geldfrau steht der Gedanke: Selbst ist die Frau bei ihren Finanzen! Ich unterstütze Frauen dabei, die Scheu vor dem Geld zu verlieren und sich mit Freude ihrem Geld zuzuwenden, gute Geldregeln zu kennen, mündig mit Geld umzugehen und eine positive Haltung zum Geld zu entwickeln.Ich möchte, dass Frauen mehr von ihrem Geld haben, Finanzzusammenhänge verstehen, gerecht entlohnt werden und für sich ein Vermögen aufbauen, damit sie auch als alte Frauen würdevoll leben können. Männer sind bei mir aber auch sehr willkommen!

Wie kam es dazu, dass du „Geldfrau“ gegründet hast?

Ich war es leid, als Wirtschaftsjournalistin für den ARD-Hörfunk über die degenerierte Finanzindustrie zu berichten, von ihren Auswüchsen, dem Betrug, der Manipulation, der Ignoranz und Arroganz. Klar hätte ich auch meinen Fachschwerpunkt verlagern können. In anderen Branchen sieht es aber durchaus ähnlich aus. Mir erschien mein Traumjob hier nicht mehr sinnvoll.

Den Schlussstrich zog ich 2015. Ich wollte beruflich etwas tun, was wirklich gebraucht wird, und wo ich mein Wissen und Können einsetzen kann. Irgendwie lag Finanzbildung da auf der Hand. Für Frauen. Warum Frauen? Weil ich selbst eine bin und wir immer noch strukturell benachteiligt sind. Gerade auch finanziell. Das will ich ändern. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir Frauen die Gesellschaft stärken, wenn wir sie mehr mitgestalten.  

Sehr viele Frauen überlassen in der Beziehung ihrem Partner das Thema Finanzen und möchten sich gar nicht erst damit beschäftigen. Doch gerade für Frauen, die dann noch Elternzeit nehmen und/oder in Teilzeit arbeiten und somit nicht viel für die spätere Rente ansparen, ist es umso wichtiger, sich um eine Altersvorsorge zu kümmern.

Wie kann man deiner Ansicht nach diese Frauen ermutigen, dass sie doch einmal anfangen, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen?

Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung. Deshalb frage ich, wenn ich solche Frauen treffe und das Gespräch darauf kommt, wie sie sich ihr Alter vorstellen. Von was sie leben werden. Wo dann Geld herkommt? Und ich erzähle von den niedrigen Lebensrenten für Frauen in Deutschland, die jahrelang nicht berufstätig waren wegen der Kinder, keine Altersvorsorge mit ihren Partnern verhandelt hatten, lange Jahre Teilzeit arbeiteten und dann auch noch geschieden sind. Was auf die Mehrheit der Ehen ja zutrifft. Oder ich bitte sie, mir ihre Zahlen der letzten Renteninformation zu nennen. Oder wie viel Geld sie im Monat zum Leben brauchen. Ich frage also nach konkreten Zahlen. Das öffnet oft die Augen und das Gespräch. 

Was würdest du Frauen raten, die schon lange über ihre Finanzen nachgedacht haben und auch wissen, dass sie etwas tun müssen, aber immer noch nicht den ersten Schritt gemacht haben?

Ich würde sie fragen, auf was sie warten? Woran es hakt? Was sie abhält. Dann landen wir vermutlich ganz schnell bei der inneren Haltung der Frauen zum Geld, bei ihrer Kindheit, den elterlichen Umgang mit Geld. Die Zeit arbeitet beim Geld mit und gegen unsJe länger wir warten, desto mehr wandelt sich die Freundin Zeit in unsere Feindin. 

Das Alter kommt, definitiv. Und wir Frauen werden alt. Wunderbar! Und dafür brauchen wir Geld. Schon mal ein guter Gedanke.

Raten kann ich nicht wirklich etwas. Der Wille, die eigenen Finanzen zu verstehen, zu kontrollieren und klug zu managen, muss von innen kommen. Ist dieser da, finden die Frauen Wege. Und dann kommt eines zum anderen.

Ein guter Start wäre zum Beispiel, Ordnung in die eigenen Papiere, Versicherungen, privaten Dokumente zu bringen. Denn dann stolpern wir über viele Papiere, die auch mit unseren Finanzen zu tun haben. Das weckt Neugierde und macht die Dinge auch sichtbar.

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Manche Frauen, die aus Familien mit geringerem Einkommen sind, glauben vielleicht, dass Investieren und Finanzplanung nur etwas für reiche Leute ist – was kann man diesen sagen, so dass sie ihre Einstellung ändern?

Finanzplanung ist Lebensplanung. Das hat nichts damit zu tun, aus welcher Familie ich komme, ob die viel Geld hat oder wenig. Wir gehen alle jeden Tag mehrfach mit Geld um. Jede Frau fängt irgendwann an, nach der Schule, dem Studium, der Lehre, das eigene Leben zu leben. In eigener Verantwortung. Gerade Frauen aus Familien mit wenig Geld profitieren sehr von einer Finanzplanung! Weil sie sich dadurch Gedanken über ihren Beruf und dessen Entlohnung machen, weil sie mehr aus ihrem Geld herausholen können, sich dadurch ihr Zugang zu Geld verändert, was wiederum auf Einkommen und Job wirkt. Es ist ein sich verstärkender Kreislauf. 

Und Investieren können wir heute schon mit monatlich 25€ oder 50€ in einem Sparplan zum Beispiel auf ETFs. Allerdings nicht ohne ein gewisses Maß an Grundkenntnissen über Geld, Geldumgang, Rücklagen bilden.

Muss man ein Mathegenie sein um mit dem Investieren anzufangen?

Nein. Und auch nicht übermäßig Mathe affin. Die Grundrechenarten reichen, um die eigenen Finanzen im Griff zu haben und ein Vermögen aufzubauen. Wer dann noch Prozentrechnung kann, hat alles. Und Prozentrechnung kann wirklich jede lernen, denn es geht bei der Prozentrechnung um Zahlen-Beziehungen. Und wenn wir Frauen uns mit etwas auskennen, dann sind es doch Beziehungen. 🙂

Was hältst du von Kryptowährungen und das Investieren in Kryptowährungen?

Ich finde die Idee hinter Kryptogeld hoch spannend vor dem Hintergrund der Bestrebungen, das Bargeld zugunsten digitaler Zahlungsverfahren abzuschaffen. Kryptogeld würde uns die Anonymität des Bargeldes zurückgeben. 

Als Investment halte ich nichts davon. Kann Frau machen, als Fun-Investment, aber nicht als Vermögensaufbau. Schon deshalb, weil Kryptogeld keine Währung ist. Währungen sind von Nationen und Zentralbanken anerkannte Zahlungsmittel für einen Währungsraum. Davon ist Kryptogeld weit entfernt.

Bezüglich ETFs und Aktien, gibt es deiner Meinung nach einen besten Zeitpunkt, diese zu kaufen/verkaufen? Wann weiss man, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist?

Jeder Zeitpunkt ist der Richtige. Markttiming, wonach du hier fragst, funktioniert nicht. Beziehungsweise sehr selten. Darauf zu warten zahlt sich nicht aus. Das haben viele Studien bewiesen. Mit einem Sparplan macht Frau ihr eigenes Markttiming, weil sie immer am Start ist.  

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Gibt es irgendwelche Finanzprodukte, die du auf keinen Fall empfehlen würdest? Vor allem für Personen, die gerade erst mit der Geldanlage anfangen?

Ich empfehle grundsätzlich keine Geldanlagen. Als Geldcoach will ich Frauen zu mehr Finanzbildung und Struktur in den eigenen Finanzen verhelfen. Wer finanzgebildet ist, erkennt selbst, welche „Finanzprodukte“ für den eigenen Vermögensaufbau sinnlos sind und von welchen Frau besser die Finger lässt, weil sie anderen Geld in die Hände spülen, sie selbst davon aber nichts haben. 

Generell kann ich sagen: Die meisten Finanzprodukte sind überflüssig und unrentabel und somit ungeeignet. Es gibt im Grunde nur sehr wenige Anlagen, die es wert sind, dort sein Geld zu investieren. Sachanlagen zum Beispiel. Für Anfängerinnen völlig ungeeignet sind Zertifikate, Optionen, Aktienanleihen, geschlossene Fonds. Und Lebensversicherungen jeder Spielart sind schlicht als Geldanlage unrentabel und entmündigen.

Geldanlagen jeder Art, die frau nicht versteht und selbst berechnen kann, sollte sie ihr Geld nicht anvertrauen. Es hat sich auch bewährt bei Geldanlagen zu fragen: Wer profitiert davon und in welcher Höhe?

Welches ist deiner Meinung nach das beste Buch zum Thema Finanzen?

Es gibt leider nicht „das beste Buch“. Es gibt für Einzelaspekte sehr gute Bücher, je nach Vorkenntnissen unterschiedliche. Ein einziges für alles – also die Eiermilchlegendewollmilchsau – kenne ich nicht. Eines meiner Lieblingsbücher ist allerdings Stefan Mekiffers „Warum eigentlich genug Geld für alle da ist“. Ein verständliches Grundlagenwerk zum Geld.

Gibt es abschliessend noch etwas, das du Frauen in Bezug auf Finanzen als Ratschlag mit auf den Weg geben möchtest?

Kein Ratschlag, eine Bitte: Fangt an. Schaut hin. Vertraut nicht anderen, sondern nur euch. Lest, bucht Kurse, macht euch finanzschlau. Denn Geld bleibt nur bei denen, die sich selbst um ihr Geld kümmern.

➤➤➤ Weitere Infos zu Dani Parthum findet ihr auch auf ihrer Website www.geldfrau.de 

(Foto: Dani Parthum/Tom Salt) 

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