Interview: die Beziehungs-Investoren

Die Beziehungs-Investoren Guanshe

Seit wann gibt es „Beziehungs-Investoren“ und was genau bietet ihr an?

Als Paar gibt es uns seit 2010 – im August 2016 haben wir gemeinsam unseren Blog „Beziehungs-Investoren“ gegründet. Dort schreiben wir über die beiden Tabutehmen „Geld“ und „Liebe“. Ganz konkret bedeutet dies, dass es um Werte, Aktivitäten und Investitionen in und aus der Beziehung geht. Unser Ziel ist, damit anderen Paaren zu helfen, sich über diese Themen auszutauschen und gemeinsam ein Vermögen aufzubauen.

Wie kam es dazu, dass ihr „Beziehungs-Investoren“ gegründet habt?

Wir haben zu der Zeit selbst einige andere Blogs verfolgt und Podcasts angehört – vor allem im Finanzbereich. Gleichzeitig beschäftigen wir uns seit einigen Jahren mit Geldanlagemöglichkeiten und der Frage, was eine glückliche Beziehung wirklich ausmacht. Irgendwann fiel uns auf, dass es zwar eine ganze Menge Finanzblogs, Mütterblogs und Familienblogs gibt – allerdings fehlte ein paar unter den Finanzbloggern genauso wie Finanzthemen bei anderen Beziehungsblogs nicht beleuchtet wurde. Also haben wir entschlosssen, diese Lücke zu besetzen und uns dieser Themen anzunehmen. 

Bei vielen Paaren kümmert sich meist nur einer der Partner um das Thema Finanzen. Ganz oft ist dies immer noch der Mann.

Wie kann man Frauen dazu ermutigen, dass sie sich auch mit diesem Thema beschäftigen und vor allem, dass sich die Paare schließlich zusammen mit dem Thema auseinandersetzen und den Vermögensaufbau, Altersvorsorge etc. genau wie z. B. die Kinderplanung zusammen besprechen?

(Übrigens gilt das natürlich nicht nur für die Beziehung Mann und Frau sondern auch Frau und Frau oder Mann und Mann, dass sich entsprechend nur eine oder einer mit dem Thema beschäftigt)

Aus unserer Sicht sind Themen wie Vermögensaufbau und Altersvorsorge vielen Menschen zu abstrakt bzw. liegen in zu weiter Ferne. Sie können somit leicht verdrängt werden – vor allem, wenn sich der Partner ja sowieso kümmert und man selbst dadurch noch eher eine Ausrede hat. Die größte Motivation, sich mit Geld zu beschäftigen, sollte daher in kurzfristigeren Zielen und der Verwirklichung von Träumen (wie einer großen Reise oder mehr Freiheit, das Leben weniger abhängig zu gestalten) liegen.Und dann ist es eben wichtig, sich dieser Träume und Ziele bewusst zu werden und festzustellen, dass Geld in jedem Lebensbereich und bei jeder Zukunfstvorstellung eine Rolle spielt. Ob man will oder nicht.

„Die größte Motivation, sich mit Geld zu beschäftigen, sollte daher in kurzfristigeren Zielen und der Verwirklichung von Träumen“

Ab welchem Zeitpunkt in einer Beziehung sollte man sich eurer Meinung nach gemeinsam mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen? Für manche ist das ja vielleicht auch ein eher unangenehmes oder heikles Thema.

Dann, wenn es sich für beide richtig anfühlt. Für uns war das direkt beim ersten Date – damit keine blöde Situation beim Bezahlen der Essensrechnung entstehen konnte. Das Wichtige ist, dass es eben kein heikles oder unangenehmes Thema sein sollte. Und umso früher ihr miteinander beginnt über Geld zu reden, desto weniger komisch wird es sein.

Ihr könntet das Besprechen von Geldthemen als Persönlichkeitsentwicklung betrachten. Oftmals ist es ein ungewohnter Schritt sich über sein Geld auszutauschen. Mit der Zeit passiert allerdings etwas ganz Wunderbares: man realisiert, dass es dem anderen in vielen Belangen ähnlich geht und man in anderen etwas hinzulernen kann.

Wenn der Unterschied in der Höhe des Gehalts zwischen beiden Partnern recht groß ist, wie sollte man es dann aufteilen wer wieviel in die gemeinsame Altersvorsorge investiert? (wie z. B. in ETFs)

Auch hier können und wollen wir keine pauschalen Aussagen treffen, da dies sehr individuell ist. So wie es mit der Fairness eben ist – sie ist ein persönliches Empfinden, das besprochen werden muss! In unserer Beziehung haben wir zwei Modelle:

  • Erstens werden 10 % unserer Einnahmen in die gemeinsame Rücklage gelegt. Somit ist es egal, wer zu welchem Zeitpunkt wie viel verdient. Ein Zehntel wandert auf ein gemeinsames Konto.
  • Zweitens haben wir uns dazu entschieden, das Investieren in ETFs separat zu halten. Ein individueller Teil unserer Einnahmen wandert in die jeweilige Altersvorsorge. Gemeinsam kaufen wir Einzelaktien, wobei jeder selbst entscheidet, wie viel Geld er in einen Wert investieren möchte. Wir halten lediglich fest, wie viele Anteile demjenigen gehören. Mittlerweile hat dies mehr eine Buchhaltungsfunktion als eine wirkliche Vermögenstrennung.

In manchen Beziehungen ist es der Fall, dass der Partner oder die Partnerin mit dem anderen nicht offen darüber sprechen möchte, wieviel er oder sie verdient und in was er oder sie an Geld investiert. Wie kann man eurer Meinung nach am besten mit solch einer Situation umgehen?

Zwar empfehlen wir grundsätzlich offen über Geld zu sprechen und sich auszutauschen und dennoch gibt es Situationen, in denen es nicht nötig ist. Beispielsweise, wenn sich das Paar erst in der zweiten Lebenshälfte kennenlernen und ihre Finanzen bereits organisiert haben. Auch in den ersten Wochen der Beziehung ist es egal, wer wie viel verdient.

Für die Mehrzahl der Paare ist es jedoch sehr wichtig über die gemeinsamen und getrennten Finanzen zu sprechen. Da Geld jedoch ein großes Tabuthema ist, ist es oft leichter sich indirekt zu nähren. Gute Erfahrung haben wir mit Zielen gesammelt: Was sind die Träume des anderen und was die gemeinsamen? Was soll erreicht werden? Wir stellen sich beide das Familienleben vor?

Wer sich mit diesen Fragen beschäftigt, kommt zwangsläufig bei der Geldfrage an: Wie finanzieren wir unsere Träume und Wünsche? Wie sorgen wir für unsere Kinder vor? Wie bezahlen wir ein Eigenheim?

Je früher die Fragen offen angesprochen werden, desto höher ist die Chance dies alles zu verwirklichen und ein gemeinsames Leben nach den gemeinsamen Vorstellungen zu leben.

Mehr Informationen über Geldanlagen und Sondervermögen findest du auch bei geldfreundinnen www.geldfreundinnen.de

Wenn Kinder ins Spiel kommen und einer der Partner oder abwechselnd beide Elternzeit nehmen, ist das Einkommen für denjenigen ja wesentlich geringer, zudem spart er oder sie in dieser Zeit nicht viel für die Rente ein. Wie sollte man aus finanzieller Sicht gesehen am besten damit umgehen, damit keiner von beiden benachteiligt ist?

Bei der Rente gibt es leider noch ein unfaires System. Die Frau bekommt einen Brief, in dem sie auf den Rentenausgleich hingewiesen wird. Sie selbst entscheidet, ob sie ihn nimmt oder ob ihr Mann ihn bekommt. Der Mann hat kein Mitspracherecht und eine Aufteilung ist nicht möglich.

Dies ist einer der Gründe, warum wir uns nicht auf die staatliche Rente verlassen oder diese in unseren Berechnungen berücksichtigen. Stattdessen gehen wir wie folgt mit dem Thema um:

Von unseren Einnahmen fließen zehn Prozent in unsere allgemeine Rücklagen und zehn Prozent in unsere Immobilienrückstellung. Weitere 20 Prozent fließen in unsere individuelle Altersvorsorge. Für uns ist dies die fairste Lösung, da wir beide in Elternzeit sind und wir zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich viel verdienen.

Sollte über einen längeren Zeitraum (über 6 Monate) lediglich eine Person auf einen Großteil der eigenen Einnahmen verzichten und die andere Person dies nicht zu einem späteren Zeitpunkt, bietet sich eine Ausgleichszahlung an. Beispielsweise könnte die arbeitende Person, den Betrag für die persönliche Altersvorsorge mit übernehmen und die ETFs und Co des Partners weiter bedienen bis dieser wieder arbeitet. 

Wie sieht es mit dem Sparen für seine Kinder aus? Sollte man eurer Meinung nach auch schon für seine Kinder anfangen zu investieren? Wenn ja, wann sollte man da am besten anfangen?

Sparen für den Nachwuchs ist definitiv sinnvoll. Es kommen im Laufe des Erwachsenwerdens etliche Kosten auf die Eltern zu. Führerschein, Freizeiten, Kleidung, Geschenke, Auslandsaufenthalte und vieles mehr. Diese in dem Moment der Fälligkeit zu bezahlen kann schwierig sein.

Anders sieht es aus, wenn ab der Geburt ein Teil des Kindergeldes zur Seite gelegt wird. Bei aktuellen 194 € im Monat fallen bei einem Baby nur geringe Kosten an. Kleidung, Möbel und Co können gebraucht gekauft werden, das Baby trinkt Muttermilch und die Windeln gibt es in der Discountvariante.

Wir investieren jeden Monat 150 € für unseren Baby-Investor. 100 € gehen dabei vom Kindergeld ab und 50 € bekommt er von seinen Urgroßeltern. Das Geld wandert in ein Depot, das ihm gehört und wir für ihn führen. Auf 18 Jahre hochgerechnet und unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Rendite des Aktienmarktes von sieben Prozent kommen wir voraussichtlich irgendwo zwischen 50.000 und 80.000 € raus. Dabei haben wir nur Geld investiert, das nur ihm gehört.

Wie sieht es mit Paaren aus, die z. B. noch einen Kredit für ihre Eigentumswohnung abbezahlen oder Konsumschulden haben – sollten sie eurer Ansicht nach trotzdem schon mit dem Investieren für eine Altersvorsorge beginnen?

Kommt drauf an. Hat das Paar die eigenen und gemeinsamen Finanzen inzwischen im Griff? Führen sie ein Haushaltsbuch und kennen ihren Cashflow? Haben sie ihre Unterhaltskosten reduziert? Können sie Rücklagen bilden?

Wenn ja, dann ist es sinnvoll bereits mit dem Investieren zu beginnen. Ab 25 € sind Sparpläne möglich und diese können jederzeit erhöht und storniert werden.

Wenn nein, dann als erstes die Finanzen organisieren. Am Ende des Monats muss auf jeden Fall ein Plus stehen und zukünftige Kosten sollten abgedeckt sein. Ansonsten kommt die nächste Reparatur, wenn diese nicht bedient werden kann, kommen weitere Schulden aufs Konto. Das sollte vermieden werden.

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, Geld anzulegen. Gibt es irgendwelche Finanzprodukte, die ihr auf keinen Fall empfehlen würdet? Vor allem für Personen, die gerade erst mit der Geldanlage anfangen?

Grundsätzlich gilt: Finger weg von Produkten, die ihr nicht versteht. Die Börse bietet vielfältige Anlagemöglichkeiten. Jedoch ist zu hinterfragen, ob diese nachvollziehbar sind.

Im zweiten Schritt gilt es zu überprüfen, ob mit dem Produkt auch das eigene Ziel erreicht werden kann. Wenn jemand seine Rente in 40 Jahren aufbessern möchte, wäre dann der Optionshandel eine geeignete Alternative zu ETFs oder Einzelaktien? Wohl eher nicht.

Mit diesen beiden Fragen kann jeder von Beginn an entscheiden, ob das Produkt für einen selbst geeignet ist oder ob man vorerst die Finger davonlässt.

Habt ihr noch einen allgemeinen Rat, den ihr Paaren in Bezug auf Finanzen mit auf den Weg geben könnt?

Ja. Verabredet euch zu Geldgesprächen. Geld ist ein heikles Thema und zwischen Tür und Angel kann es zu unschönen Missverständnissen kommen. Wenn beide wissen worum es geht und für das Gespräch offen sind, ist das Risiko eines Missverständnisses sehr gering. Einen Tipp abseits vom Geld möchten wir auch noch mit auf den Weg geben: die Date Night. Ein Abend in der Woche ist fix für Euch reserviert. Der Rest liegt in Eurer Hand: ein gemütlicher Abend auf dem Sofa, ein leckeres Essen in einem neuen Restaurant oder eine sportliche Aktivität.

➤➤➤ Die Beziehungs-Investoren wohnen in der Nähe von Frankfurt am Main. Weitere Infos zu den beiden findet ihr auch auf ihrem Blog https://beziehungs-investoren.de

Mehr Informationen über Geldanlagen und Sondervermögen findest du auch bei geldfreundinnen www.geldfreundinnen.de